BVL Logistikkongress Supply Chain CXK.Althoff

 

Eine wichtige Rolle als Vorreiter in der Branche reklamiert der deutsche Bundesverband Logistik (BVL) zum Start des diesjährigen Logistikkongresses in Berlin und der neuen Form als BVL Supply Chain CX mit 2600 Teilnehmern im Estrel und dem neuen Konzept mit 140 Ausstellern für sich.

Besucher, Ausstellende und Brancheninteressierte werden bis Freitag über 220 Speaker auf acht Bühnen erleben und einen neuen Ausstellungsbereich mit ausgedehnten Netzwerkmöglichkeiten, Aktionen und Party-Geschehen. BVL-Geschäftsführer Christoph Meyer: «Die Zielgruppe der Veranstaltung wurde insgesamt deutlich erweitert – zum einen um jüngere Fach- und Führungskräfte, zum anderen um neue Bereiche, die Supply Chains erst möglich machen – HR, IT, Tech-Unternehmen oder Versicherungen. Wir sind schon jetzt im Vergleich zu den letzten Kongressen deutlich gewachsen und haben im Estrel begonnen, das Potenzial zu nutzen. Im Lichte der aktuellen wirtschaftlichen Lage und unserer begrenzten Kapazitäten als Verein sind wir mit der diesjährigen ersten Ausgabe der BVL Supply Chain CX sehr zufrieden.»

Zu den zahlreichen Top-Speakern in der Congress-Area werden unter anderem DHL-Vorstands-Chef Tobias Meyer, Jens Spahn, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU im Bundestag gezählt, Ilse Henne, Vorstandsmitglied von thyssenkrupp, Antonio Krüger, CEO und wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Forschungsinstituts für Künstliche Intelligenz (DFKI), Kay Schiebur, Konzernvorstand der Otto Group und DPD-CEO Karsten Schwarz.

Traditionelles Highlight ist erneut die Verleihung des Deutschen Logistik-Preises am Mittwochabend. Alle Teilnehmenden der BVL Supply Chain CX sollen sich dann am Donnerstagabend zur grossen CX-Party in der Expo-Area treffen. Zudem gibt es zahlreiche Angebote wie moderierte «Connect-Tables», Termine für «Young Professionals» oder die «Ladies in Logistics» sowie eine praktische Matchmaking-Funktion in der neuen BVL Events-App.

 

BVL Logistikkongress Supply Chain CXDHL-Chef T. Meyer. Fotos: Ch. Lietzmann

 

Zum Auftakt charakterisiert der neue Vorstandsvorsitzende der BVL, Kai Althoff, die aktuelle Lage der Logistik in Deutschland als drittgrössten Wirtschaftssektor nach Handel und Automobilindustrie mit ca. 330 Milliarden Euro und etwa 8% der Wirtschaftsleistung in Deutschland sowie 25% des europäischen Logistikmarktes. Das Wachstum des Wirtschaftsbereichs in Deutschland sei zuletzt sehr schwach (nominell 1,2% in 2024) und real sogar rückläufig (2024 -3%). Für 2025 erwarten die Logistikweisen nach heute vorgestellten Zahlen ein nominelles Wachstum von 1,3%, was real einer Stagnation (-0,1%) entspreche.

Althoff: «Natürlich würden wir uns mehr Wachstum wünschen, aber (…) wir sehen auch wieder positive Zeichen: Laut Logistikindikator von BVL und ifo-Institut sind Geschäftsklima und -erwartung erstmals seit drei Jahren wieder oberhalb der Geschäftslage». Insgesamt sei der Wirtschaftsbereich Logistik in Deutschland gut aufgestellt, um auch in Zukunft eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft zu sein und diese Rolle weiter auszubauen. Die Logistikweisen prognostizieren, dass die deutsche Logistik mit ihren branchenspezifischen Innovationen zum Beispiel im Bereich Automatisierung weltweit ihre Führungsposition in diesem Bereich behaupten wird. Auch im Bereich der Nachhaltigkeit kann die Logistik ihren Beitrag zum Erreichen der Ziele leisten. Wir erwarten 2026 eine Erholung mit neuem Wachstum.»

«Eine Voraussetzung für die zukünftige positive Entwicklung der Logistik ist, dass die Rahmenparameter geschaffen werden», so Kai Althoff. «Um das grosse Potenzial der Branche als bedeutende Säule der deutschen Wirtschaft noch besser ausspielen zu können, wird sich die BVL in Zukunft stärker mit den politischen Entscheidungsträgern vernetzen». Dabei sollen die Themen Infrastruktur, Digitalisierung, Fachkräftemangel, Energiewende und globale Lieferketten aufgrund ihrer Bedeutung für die Logistik im Fokus stehen.

Als Beispiel werden verstärkte Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur genannt, bei der ein Investitionsstau von jährlich 100 Mrd. Euro über die nächsten Jahre bestehe. Allein im Schienenverkehr lägen die Pro-Kopf-Investitionen in vielen anderen europäischen Ländern beim Drei- bis Vierfachen der Summen, die in Deutschland aufgewendet werden. Weitere Schwerpunkte mit Blick auf notwendige Investitionen seien der Ausbau der Infrastruktur für alternative Antriebe sowie die Förderung entsprechender

Technologien. Erfreulicherweise stehe Deutschland (anders als bei den privaten Pkw) bei der Neuzulassung von Elektro-Lkws im europäischen Vergleich gut da. Althoff: «Dennoch brauchen wir schnell die entsprechende Ladeinfrastruktur und eine Förderung der Flottenmodernisierung».

Ein besonderes Augenmerk sei auf die Deregulierung und den Bürokratieabbau zu richten. Die Vereinfachung und Beschleunigung von Genehmigungsverfahren, etwa bei der Installation von PV-Anlagen auf Logistikimmobilien, sowie die Überarbeitung komplexer Regularien wie des Lieferketten-Sorgfaltspflichtgesetzes müssten im Fokus stehen.

Hinsichtlich beruflicher Qualifikationen verzeichne die Branche mit rund 100.000 offenen Stellen einen erheblichen Fachkräftemangel. Allein der Fahrermangel verursache jährliche Mehrkosten von etwa 10 Mrd. Euro für die deutsche Wirtschaft. Althoff: «Als BVL fordern wir eine Stärkung der Fachkräfte-Migration – der Wirtschaftsbereich Logistik war immer international und von der Zusammenarbeit verschiedenster Kulturen geprägt. Nicht nur mit Blick auf den demografischen Wandel brauchen wir die gezielte Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte dringend und begrüssen diese ausdrücklich».

Handelsbeschränkungen erhöhen die Risiken für die Supply Chains enorm. Die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen lasse sich langfristig nicht durch reduzierten globalen Handel sichern, sondern nur durch freien Warenverkehr und eine Verbesserung der genannten Rahmenbedingungen. Hierfür müsse die Politik eintreten.

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