Zwar können die ersten beiden «Stretch»-Roboter von Boston Dynamics, die Arvato an einem Standort in Louisville (Kentucky) in Betrieb genommen hat, noch kein Pilates oder Yoga. Aber mit ihnen lässt sich ein breiteres Spektrum an unterschiedlichen Kartons automatisiert und schadensfrei aus Containern entladen.
An Lösungen, die in der Lage sind, unterschiedlich beschaffene Karton verschiedener Grössen zerstörungsfrei zu handhaben, hat sich schon mancher die Zähne ausgebissen. Das Besondere an Stretch ist sein speziell entwickelter Roboterarm mit sieben Freiheitsgraden und einem adaptiven Vakuumgreifer, der mit dem System für die Umgebungswahrnehmung zusammenarbeitet, um eine möglichst breite Palette unterschiedlicher Kartons handhaben zu können. Stretch verfügt über einen kompakten Sockel, der sich in jede Richtung bewegen und Rampen oder andere Hindernisse gut überwinden kann. Ein periskop-artiger «Perception Mast» nutzt moderne maschinelle Bildverarbeitung für eine schnelle und präzise Erkennung der Verpackungskisten.
Die mobilen Roboter sind autark und benötigen für den Betrieb weder Strom noch Druckluft. Das Bildverarbeitungssystem identifiziert die Vorderseite aller Kartons in einem Behälter und entscheidet dann in Echtzeit, welche Kartons der Robot wie kommissioniert. Der einzelne Roboterarm ist am Ende mit einem Greifer ausgestattet, der aus mehreren Reihen von Saugnäpfen besteht, sodass er Kartons aus verschiedenen Winkeln greifen und sie vorsichtig auf ein Förderband legen kann.
Die Multipicking-Funktion habe es bereits ermöglicht, höhere Durchsätze zu erzielen, insbesondere bei kleineren, leichteren Kartons. Stretch kann ausserdem auch schwerere Kartons multipicken, was die manuellen Entladeteams nicht könnten, kann Pakete verschiedener Grössen mit einem Gewicht von bis zu 23 kg handhaben und bis zu 16 Stunden ununterbrochen arbeiten.
«Die saisonale Planung ist für den Betrieb von Arvato von entscheidender Bedeutung», sagt Rachael Miller, Senior Director of Operations am Arvato-Standort in Louisville. «In der Lieferkette gibt es oft Unwägbarkeiten. Da Stretch eine sehr konstante Entladerate hat, können wir zusätzliche Kapazitäten dort planen, wo wir sie benötigen. Wir können auch ausserhalb der Geschäftszeiten planen, wenn wir keine geplante Schicht haben, und Stretch von nur einem Mitarbeitenden gesteuert in einem Container arbeiten lassen.»
«Stretch schafft Effizienz im Lager, indem er die Aufgabe des Entladens von Anhängern und Containern automatisiert», sagt Marc Theermann, Chief Strategy Officer bei Boston Dynamics. «Planung und Vorhersehbarkeit sind für einen effizienten Lieferkettenbetrieb unerlässlich, und Roboter wie Stretch können Arvato dabei helfen, die Entladerate konstant zu halten und gleichzeitig die körperliche Belastung der Mitarbeitenden zu verringern.»
Miller. «Wir haben vom ersten Tag an klargestellt, dass Stretch unsere Belegschaft nicht ersetzen wird, sondern unsere Kolleginnen und Kollegen im Lager nicht nur von körperlich anstrengenden Arbeiten entlastet, sondern es uns auch ermöglicht, sie für die Ausführung sinnvollerer Aufgaben zu qualifizieren.»
Die Partnerschaft mit Boston Dynamics umfasst zunächst die Implementierung von insgesamt zehn Stretch-Robotern an verschiedenen Arvato-Standorten. Nach dem erfolgreichen Start der beiden Modelle in Louisville sollen im nächsten Schritt weitere Standorte in den USA sowie in Europa ausgestattet werden.
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- Geschrieben von: Klaus Koch