In Ländern, in denen bald Wahlen anstehen, gibt es Sender, die sich «Fox News» nennen, deren Vertrauenswürdigkeit aber nicht immer bei 100% liegt. Die österreichische Post baut auf eine «Sigfox-0G»-Strategie, um 50.000 Rollcontainer und mehr als 2000 Wechselbrücken im Blick zu behalten.
Rund 4,1 Milliarden Brief- und Werbesendungen sowie 200 Mio. Paketsendungen hat die Österreichische Post allein im Jahr 2023 zugestellt. Beim Transport zwischen den einzelnen Postfilialen, Post Partnern, Logistikzentren und Zustellbasen kommt eine umfangreiche Flotte an Rollcontainern sowie insgesamt 2400 Wechselbrücken für den Lkw-Transport zum Einsatz. Für reibungslose Prozesse müssen sie immer zur richtigen Zeit und in ausreichender Zahl an den diversen Poststandorten zur Verfügung stehen. Gemeinsam mit Heliot hat das IoT Competence Center (IoT CC) der Österreichischen Post ein System entwickelt, mit dem sich der Standort der Container und Wechselbrücken nachvollziehen lässt. Dank der Sigfox-0G-Funktechnologie hat die Post einen genauen Überblick über ihre Assets und kann so deren Verteilung effizient takten, Transportwege minimieren und den Bestand der Assets optimieren.
F.Leitner
In den sechs Brief- und neun Paket-Logistikzentren der Österreichischen Post durchlaufen jeden Tag Millionen von Sendungen die Verteilzentren. Für den Transport innerhalb und zwischen den rund 1700 Postfilialen, Post Partnern, Zustellbasen und Logistikzentren werden spezielle Rollcontainer genutzt. Vier verschiedene Ausführungen mit unterschiedlicher Ausstattung und Grösse gibt es davon, je nachdem, welche Art von Sendung transportiert werden muss. «Rollcontainer spielen für unsere Prozesse eine entscheidende Rolle», sagt Franz Leitner, Geschäftsfeld-Leitung Logistikzentren und Transport bei der Österreichischen Post.
Bisher lief die Verteilung nach Erfahrung und auf Zuruf. Standen in einem Logistikzentrum zu wenige Container zur Verfügung, mussten die Verantwortlichen telefonisch Nachschub aus anderen Standorten anfordern. Das war aufwendig, erforderte oft gute Nerven und machte gleichzeitig zusätzliche Investitionen notwendig: «Um all unsere Standorte optimal zu versorgen, mussten wir bisher einen Grossteil unseres Bestandes an Containern als Puffer vorhalten – gerade auch, um saisonale Schwankungen etwa um die Weihnachtszeit abfedern zu können. Bei durchschnittlichen Kosten für einen Container von 600 Euro sind das Mehrkosten im Millionenbereich», ergänzt Leitner.
Die Verantwortlichen beauftragten das posteigene IoT CC damit, eine Lösung zu finden. Die wiederum suchten Hilfe beim IoT-Anbieter Heliot. Das Unternehmen, das mittlerweile in vielen europäischen Ländern exklusiv das Sigfox-0G-Netz betreibt. Jetzt werden die Rollcontainer nach und nach mit Sendern ausgestattet. Die für diesen Anwendungsfall speziell optimierten Sigfox-0G-Tracker werden von Alps Alpine, einem führenden Hersteller für innovative IoT-Lösungen, produziert und senden über das Sigfox-0G-Netz ihre Standortdaten in eine Cloud. Die Daten werden anschliessend per Schnittstelle abgerufen und mit einem selbst entwickeltem Daten-Tool des IoT CC ausgewertet.
Fotos: Red Robin
«Mittlerweile haben wir rund 50.000 unserer Rollcontainer mit den Sendern von Heliot ausgestattet. Sie senden unter anderem immer dann ein Signal, mit den meist auf wenige Meter genauen Koordinaten und Zeitstempel, wenn sie bewegt werden. So wissen wir genau, wo sich jeder einzelne unserer Rollcontainer wann befindet. Jedes Asset hat seinen eigenen digitalen Fingerabdruck. So können wir beispielsweise auch sagen, um welchen Container-Typ es sich genau handelt», sagt Lukas Alber, Data-Engineer im IoT CC der Österreichischen Post.
«Die einzelnen Daten reichen für sich aber noch nicht aus, um unsere Prozesse zu verbessern. Dafür haben wir ein Analysetool entwickelt, das die Daten aller Container aggregiert und sie passend für unsere Kolleginnen und Kollegen in den Logistikzentren und in der Beschaffung ausgibt.» So erhalten die Verantwortlichen eines Logistikzentrums per Dashboard oder direkt per personalisierter E-Mail etwa die Information, wie viele Rollcontainer aktuell zur Verfügung stehen, wie viele voraussichtlich benötigt werden und in welchen anderen Standorten sie Container anfordern können – also alle Informationen, die sie brauchen, um ihren Bedarf zu decken.
IoT-Spezialist L. Alber
Ein besonderer Vorteil der Sendetechnologie von Heliot ist dabei ihre Lebensdauer: «Dank des Low Power Wide Area Network (LPWAN)-Technologie sind die Sender, die wir an den Containern der Österreichischen Post einsetzen, besonders wartungsarm», sagt Martin Liboswar, Country Manager bei Heliot Europe. «Einmal an den Containern installiert, senden sie über mehrere Jahre zuverlässig ihr Signal, ohne dass ein Wechsel der Batterien notwendig ist.» Die Sigfox-Technologie arbeitet auf 868 MHz. Signale in diesen Funkbändern können grössere Entfernungen von bis zu 50 km überbrücken – also auch, wenn sie sich an abgelegeneren Orten befinden. Auf kürzere Distanz, sagt der Anbieter, durchdringen sie auch Stahlträger und Betonwände. Das Sigfox-0G-Netz stehe mittlerweile im D-A-CH-Raum sowie vielen weiteren europäischen Ländern nahezu flächendeckend zur Verfügung. Neben dem D-A-CH-Raum sei die Netzabdeckung etwa auch in Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Kroatien sowie der Benelux-Union und den Baltischen Staaten weitestgehend lückenlos.
Über die Landesgrenzen hinweg
Auch für die wenigen Standorte der Österreichischen Post, in denen das Netz nicht ganz optimal war, fand Heliot eine Lösung. «Wir haben lokale Sendetechnologie entwickelt, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit wenig Aufwand selbst installieren und mit dem Internet verbinden konnten. So ist es uns gelungen, in kürzester Zeit eine gute Netzabdeckung zu erreichen», sagt Martin Liboswar. Dank der länderübergreifenden Netzabdeckung von Sigfox können Anwender die Assets auch dann im Blick behalten, wenn sie etwa in Italien, der Schweiz oder Deutschland sind. Der teure und wartungsaufwändige Aufbau eines eigenständigen Funknetzes ist nicht notwendig. Darüber hinaus ist das System frei skalierbar: ganz egal, ob 50 Geräte – oder wie bei der Österreichischen Post mehrere zehntausend Sender – ins Netz integriert werden müssen. Die Post setzt die Technologie mittlerweile auch ein, um die rund 2400 Wechselbrücken zu lokalisieren, die das Unternehmen für den Transport auf der Strasse im Umlauf hat, circa 1000 davon verfügen mittlerweile über einen Tracker.
«Die höhere Transparenz erlaubt uns, besser zu planen und unsere Puffer an Containern und Wechselbrücken wesentlich zu reduzieren. Gleichzeitig haben wir unsere Assets immer im Blick, wodurch uns weniger Container und Wechselbrücken verloren gehen.»
Das Kürzel LPWAN steht für Low Power Wide Area Networks und bezeichnet drahtlose Funk-Netzwerke, die speziell für das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) entwickelt wurden. Sigfox ist ein vom gleichnamigen französischen Telekommunikationsunternehmen entwickeltes Funknetzwerk für IoT-Anwendungen. Die verwendete Infrastruktur ist dabei unabhängig von bereits bestehenden Netzwerken wie etwa dem Mobilfunk.
- Details
- Geschrieben von: Klaus Koch