Leitstand
In der Tat eine Art «Juwel» hat sich unter dem Dach der KION am weltgrössten Handelsplatz für Diamanten, dem belgischen Antwerpen, Intralogistik-Anbieter Still mit der Teilhabe am neuen Kompetenz-Zentrum gesichert, das dort jetzt von über 80 Journalisten aus aller Welt in Augenschein genommen wurde.
Bereits im Oktober vergangenen Jahres war der 11.800 Quadratmeter grosse Gebäudekomplex in Betrieb gegangen, in dem einst die 2015 übernommene Egemin den Hauptsitz hatte. Jetzt ist das Zentrum zur Dauerpräsentation intralogistischer Möglichkeiten und Automatisierungs-Chancen mutiert. Was denn auch in der City und dem einstigen Zentrum der mitteleuropäischen Handelsplätze, der 2019 wiedereröffneten Alten (Baujahr 1531) bzw. Neuen Börse, gebührend mit einer grandiosen Show gefeiert wurde.
Allegorie auf die Moderne
Ein Musical im Opernformat, durchaus kolossale Kost aus einer Mischung vergangener und moderner Zeiten. Eine fulminante Licht- und Lasershow im historischen, vom Stil einstiger Kolonnialzeiten geprägten Prachtbau, im Spannungsfeld zwischen heraufdämmernden Herausforderungen und Chancen einer digitalisierten Ära, Künstlicher Intelligenz und robotisierter Anwendungen. Eine Allegorie auf vergangene Epochen, innerstädtische «Brownfield»-Umgebungen und moderne Wandlungsfähigkeit, um die Schatten wiederzuspiegeln, die aktuelle technische und gesellschaftliche Entwicklungen vorauswerfen, deren Konsequenzen noch gar nicht in all ihren Facetten absehbar sind.
«Schmalgangzirkus»
Umso wertvoller das sorgfältige Vorgehen in der Automatisierung und Robotisierung, die nicht einfach nur als «Rausschmeisser« für ein Heer an künftig womöglich Arbeitslosen dienen, sondern Produktionsvorgänge und Versorgungsfunktionen optimieren sollen, für deren Erfüllung sich immer weniger Arbeitskräfte finden.
Auf die industrielle Ebene übertragen: Rein anlagentechnisch betrachtet gibt es für bereits vorhandene («Brownfield»)-Anlagen, als auch neu auf der Grünen Wiese einzurichtende («Greenfield»)-Projekte unterschiedliche Eingangs-Szenarien, die nicht nur im rein virtuellen Raum, etwa mit Digitalen Zwillingen, hinsichtlich neu beabsichtigter Funktionsweisen Erklärungsbedarf haben.
Fotos: klk.
Vollautomatische oder immer noch zum Teil manuell betriebene Prozesse sind in der Planung abzuwägen. «Man kann zeitweise auch zweigleisig fahren», sagt Florian Heydenreich (43), seit 2024 innerhalb der vierköpfigen Geschäftsführung des Staplerherstellers verantwortlich für die strategische und operative Steuerung der Marke in EMEA. Und so gibt es in der Kategorie der künftig selbsttätig agierenden Fahrzeuge der iGo-Reihe kleinere Systeme für einfachere Aufgaben-Stellungen («iGo easy«) und komplexere Geräte für höhere Anforderungen («iGo systems»), die im Kompetenzzentrum «live« besichtigt werden können.
Leistungsstarke Lösungen
Im «easy»-Segment, so die «Operations»-Manager Lukas Lange und Christian Riebesehl, sei kein ERP/WMS erforderlich, und dank Sicherheitsfunktionen auch der Mischbetrieb möglich. Die «systems»-Variante wiederum biete eine leistungsstärkere Lösung für komplexe Anforderungen, erfordere ein grösseres Team und längere Projektlaufzeiten.
Fachpresse im Anrollen
In einem Fallbeispiel wurden 20.000 Palettenstellplätzen für einen Kontraktlogistiker automatisiert, acht FTFs in das ERP-System integriert, mit intelligenter Auftragszuweisung und Stellplatzauswahl sowie flexibler, individuell angepasster Leitsteuerung ausgestattet.
Die grösste Herausforderung bestehe meist darin, die verschiedenen Software-Standards im Lager miteinander zu kombinieren und manuelle Prozesse – nach Möglichkeit - nahtlos zu integrieren, sagt Produkt-Trainer Benjamin Grope. Besucher können sich – wie auch bei der bevorstehenden LogiMAT - vom Zusammenspiel eines manuellen Gegengewichts-Staplers mit dem Schubmaster FM-X17 iGo überzeugen, der das Automatische Ein- oder Auslagern und den Horizontaltransport im Breitgang zur Beschickung von Blocklagern, Einfahr- und Shuttle-Systemen oder den Streckentransport übernimmt. Die automatisierte Version ist in diesem Jahr auch für den IFOY nominiert, und erfüllt alle Voraussetzungen der ISO-Norm 3691-4, dem internationalen Sicherheitsstandard fahrerloser Flurförderzeuge.
AXV 12 iGo im Teamwork
Das Gerät ist mit einem Multi-Level-Sicherheitssystem ausgestattet, das Laserscanner, akustische und optische Warnsignale sowie Not-Aus-Schalter umfasst. Der «digitale Zwilling», den es für jedes dieser Fahrzeuge gibt, erlaubt schnelle Software-Updates und Reparaturen durch lokale Servicetechniker. Die standardisierte Software «iGo flow» steuert den Prozess, verwaltet die Transporte und verfolgt den Materialfluss.
Das «Multitool» unter den Hochhubwagen ist immer noch der erste industriell gefertigte fahrerlose EXV iGo. Ein neuer AXV iGo wurde speziell für einfache Anwendungen gebaut und senkt die Einstiegshürde in die Automatisierung – auch durch seine laut Hersteller-Angaben extrem kurze Lieferzeit von – so ist es versprochen - acht Wochen. Passt es mal nicht mit der Fernwartung, verhilft ein roter Knopf zum Programm-Update.
Ehemaliger Egemin-Standort
Ein paar Meter weiter dreht ein AXH-«Flachmann» (natürlich «iGo»), ein autonomer mobiler Roboter (AMR), der das zu transportierende Regal zur Mitnahme unterfährt, mit Cloud-Konnektivität und SLAM-Navigation (Simultaneous Localization and Mapping; zu deutsch: Simultane Positionsbestimmung und Kartierung) seine Runden. Sein Kamerasystem passt die Position auch dann an, wenn eine Stellage mal schief steht. Und damit der Anwender sich nicht bücken muss, lässt sich das Gerät auch mit dem Fuss einschalten. Innerhalb weniger Stunden, so heisst es, lässt sich der AXH ins Lager-Management integrieren.
Innerhalb grösserer Regallandschaften findet dann auch der iGo cube als individuell anpassbares, vollautomatisiertes Kompaktlagersystem Verwendung.
Der AXH-iGo-«Flachmann»
Letzte Station eines Rundgangs durch die in Antwerpen aufgebaute Lagerlandschaft des Innovations-Zentrums ist eine Hochregalanlage mit dem Schmalgang-Stapler MX-X iGo. Er bietet Effizienz auf engstem Raum, hochqualitative Fertigung, volle ISO-3691-4-Konformität und problemlose Brownfield-Nutzung in Bezug auf Nenn- und Restkapazitäten, Regale und Sicherheitsabstände. An der Weiterentwicklung für den Vollbetrieb im Automatik-Modus werde noch gearbeitet. Bereits jetzt lasse sich die Arbeit fast so flexibel wie im manuellen Betrieb erledigen. Der nächste Schritt in der Anpassungsfähigkeit könnte dann mit «KI» erfolgen.
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- Geschrieben von: Klaus Koch