Foto: DB
Die Halbjahreszahlen der deutschen Bahnindustrie, in deren Verband (VDB) auch Stadlerrail Mitglied ist, spiegeln leicht steigende Infrastrukturinvestitionen wider. Jetzt warnen die Hersteller vor neuerlichem Stillstand und fordern «Legislatur-unabhängige» Finanzierung und Planungs-Sicherheit.
Die sich neuerlich abzeiehnende Mehrheit für eine konservativ geführte Mehrheit im Bundestag, die aus der Erfahrung zurückliegender Jahrzehnte, dem Rückbau der Bahninfrastruktur und aufgelassener Industrie-Gleisanschlüsse nicht gerade für einen entschlossenen Ausbau der Schiene bekannt ist, lässt die Bahnindustrie um die Energie- und Verkehrswende fürchten. «Wir können uns jetzt keinen Stillstand auf der Schiene leisten», heisst es. «Unsere Bilanzen zeigen: wo Investitionen bereitstehen, wird das Geld nachweislich verbaut. Wo Mittel knapp sind, leidet das System Schiene insgesamt und damit auch der Wirtschaftsstandort Deutschland», so VDB-Präsident Andre Rodenbeck.
A.Rodenbeck. Foto: VDB
Mit 6,5 Mrd. Euro Umsatz haben sich die Einnahmen der Bahnindustrie in Deutschland im Vergleich zum Vorhalbjahr schon wieder um rund 17 Prozent verringert. Insbesondere im Ausland verzeichnet die Bahnindustrie einen Rückgang von 23 Prozent. Die Auftragseingänge sind um 32 Prozent auf 8,3 Mrd. Euro gesunken. 2023 sei allerdings ein absolutes Rekordjahr gewesen. Gegenwärtig, so heisst es, «pendeln sich Umsätze und Aufträge wieder auf ein reguläres Niveau ein», so Rodenbeck. Schön wäre es für die Bahnindustrie, wenn es angesichts ohnehin nicht exorbitanter Margen dabei bliebe.
Den Hochlauf nicht ausbremsen
Eine positive Entwicklung verzeichnet das Infrastrukturgeschäft mit 2 Mrd. Euro Umsatz und einem Plus von rund 5 Prozent. Im deutschen Markt wachsen die Einnahmen laut VDB um 8 Prozent, die Auftragseingänge steigen um dynamische 40 Prozent auf 2,1 Mrd. Euro an. Insgesamt wird ein Auftragsvolumen von 2,6 Mrd. Euro verzeichnet. «Leicht steigende Infrastrukturinvestitionen des Bundes kommen jetzt auch in der Bahnindustrie an, der dringend erforderliche Hochlauf zur Modernisierung der Eisenbahninfrastruktur beginnt. Dieses Momentum darf jetzt auf keinen Fall ausgebremst werden. Der Regierungsbruch darf jetzt nicht zu Stillstand auf der Schiene führen, das können wir uns nicht leisten.», so Rodenbeck.
Grafik: VDB
Rückläufig entwickelt sich das Schienenfahrzeuggeschäft selbst. Die Umsätze gehen um 24 Prozent zurück auf 4,5 Mrd. Euro. Der Auftragseingang umfasst 5,7 Mrd. Euro, minus 40 Prozent im Vergleich zu Vorhalbjahr. Der Rückgang sei in großen Teilen auf Sondereffekte durch internationale Großprojekte zurückzuführen, die 2023 verbucht worden waren und so zu einer Rekordbilanz geführt hatten. Doch auf dem deutschen Markt seien erste Auswirkungen der Unterfinanzierung des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) spürbar.
- Details
- Geschrieben von: Klaus Koch